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7.7.2011
Schach
Ätzendes Endspiel
Bild : Quelle: Detlev Kreimeier WAZ FotoPool Velbert.
Die Jugendarbeit sichert der Velberter Schach-Gesellschaft die Zukunft. Etliche Eigengewächse sind Stützen der Erwachsenen-Teams
Das Ende ist nah, es ist nicht abzuwenden, es hat sicher schon viele erwischt. Die vier Figuren, die auf der Bühne des Lebens geblieben sind, wirken, als vegetieren auch sie ziellos dem Ende entgegen — aber immerhin, sie sind noch da und sie spielen weiter. Endspiel. So heißt der moderne Theater-Klassiker von Samuel Becket, an den der Besucher des Jugendtrainings bei der Velberter Schachgesellschaft sogleich denkt. Es steht nämlich Endspiel-Training auf dem Programm.
Das Feld, auf dem zu Spielbeginn 32 Figuren standen, ist fast leer gefegt. Nur noch vier sind übrig geblieben, Bauer und König weiß, Bauer und König schwarz. Eine Aufgabe, die Dr. Ernst Gillessen, der Vorsitzende der Velberter SG, dem Nachwuchs gibt. Ein halbes Dutzend Mädchen und Jungs sitzt im großen Saal des Hauses des Sports am Buschberg vor den Brettern mit den vier verloren wirkenden Figuren. Sie sollen Wege finden, dieses Endspiel zu gewinnen, auch wenn es für manchen eher aussichtslos scheint. Die Möglichkeiten, noch etwas zu reißen, sind schnell erkannt. „Den Weg zur Dame finden“ sagt einer, „den Bauern fressen“, ein anderer. Ernst Gillessen und Tochter Isabel helfen nun, entweder dem Bauern sein wohlverdientes Ende zu bereiten oder — ganz im Gegenteil — den Durchbruch des Bauern zur Grundlinie und den damit verbundenen Umtausch mit der Dame zu schaffen.
Im Gegensatz zur hoffnungslosen Endzeitvision des Nobelpreisträgers Becket bedeutet das Endspiel-Training bei der VSG aber Aufbruch und Zukunft.
Die Jugendarbeit des größten Velberter Schachvereins zahlt sich schon lange aus. In allen fünf Erwachsenen-Teams sitzen Eigengewächse an den Brettern, die die Schachwelt bedeuten. Zum Teil sogar noch Jugendliche, so spielt Felix Engelhardt in der vierten Mannschaft an Nummer eins. In der „Dritten “ ist die junge Generation mit Isabel Gillessen, Timothy Dorn und Marc-Daniel Schulz stark vertreten, die „Fünfte“ Mannschaft besteht praktisch aus Jugendlichen und die „Vierte“ kann neben Engelhardt auf Florian Jünemann, Sergei Lisowski und Stefan Rosenberger zählen.
Weitere Beispiele für die erfolgreiche Ausbildung sind Christian Diesing (1. Mannschaft, Verbandsklasse), Oliver Hafke oder Benjamin Curdts (2. u. 3. Mannschaft). Nicht zu vergessen die Ehrenmitglieder Horst Eigen und Hans-Eberhard Kaufmann, die 1952, kurz nach Gründunge der ersten Jugendgruppe, NRW-Meister wurden und noch in der „Zweiten“ spielen.
Der Vorsitzende Ernst Gillessen setzt noch einen drauf: Er findet es gut, dass inzwischen auch der sportliche Lokalrivale SF Neviges die Jugendarbeit verstärkt. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt er, zumal er weiß, dass jeder Jugendliche, der ans Schachbrett gelockt wird, dieser faszinierenden Denksportart gut tun kann.
Der Besucher des Jugendtrainings entschließt sich derweil zum Becket-Endspiel am Buschberg und tritt zu einer fiesen Endspiel-Übung gegen Isabel Gillesen an, 22 Jahre jung und Spielerin der dritten Mannschaft. Das Ende für den Herausforderer ist unausweichlich, auch wenn seine mehr als zwei Jahrzehnte jüngere Gegnerin grummelt: „Diese Turm-Bauern-Endspiele sind ätzend“. Zwischendurch bescheinigt sie ihrem Gegner gar „einen guten Zug“. So wird das Ende hinausgezögert, doch nicht abgewendet. Denn inzwischen marschiert Isabels Bauer unaufhaltsam den Weg zur Dame. Der Herausforderer gibt auf.
Das Spiel ist aus.
Velbert, Ulrich Tröster Bericht der WAZ vom 6.7.2011 |
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